Gewisse Wörter lassen mich Lächeln. „Umstritten“ ist eines davon. Denn dieses Label ist für mich so eine Art Bundesverdienstkreuz. Bedauerlicherweise habe ich es bisher nicht erhalten, aber ich arbeite daran.
Meistens wird diese Auszeichnung von den Mitarbeitern der staatlich subventionierten Qualitätsmedien an Persönlichkeiten verliehen, wenn diese ihnen mit ungeschönten Fragen oder eigenen Erkenntnissen und Recherchen ihren beschaulichen Tag versauen.
Heute habe ich jedoch eine Formulierung vernommen, die mich in die Hände klatschen und das vertraute „Umstritten“ regelrecht verblassen liess:
In einer aktuellen Ausgabe der Tagesschau vom ersten Döitschen Fernsehen wurden die Zuschauer mit dem Umstand vertraut gemacht, dass sie für ihren Konsum demnächst mehr bezahlen sollen. Während zum Veranschaulichen der kostenintensiven Medienproduktionen ein paar Einspieler (Sendung mit der Laus/Tatmord/Tagesschlau) gezeigt wurden, erklärte eine männliche Stimme, dass diese Erhöhung der Gebühren den Bürger „wirtschaftlich gesehen in der Kaufkraft entlastet“. Der Sprecher war bedauerlicherweise unsichtbar. Es war also nicht in Erfahrung zu bringen, ob er bei dieser Formulierung eine rote Birne bekommt. Nie zuvor habe ich eine genialere Umschreibung für „wir wollen dein Geld“ gehört! Heiliger Strohsack, der Typ, der diese Moderation geschrieben hat, ist ein Sprachgenie! Weiss jemand, wo dessen Bett schläft?
Nicht, dass ihr, liebe Zuleser, jetzt denkt, ich hätte mir tatsächlich diese Sendung reingezogen… (meine Güte, man weiss ja nie, wann jemand zum Fenster hereinschaut!) … da gibt es andere, die über ein starkes Nervenkostüm verfügen und sich dafür zur Verfügung stellen.
Ich selber habe mich nämlich vor bald vier Jahren von der Unterstützung der klassischen Altmedien ent- und damit meine Kaufkraft belastet. Seither entgeht mir manchmal die Empfehlung, wer aufgrund des Umstrittenseins zu umfahren oder umzufahren sei. Falls ich also demnächst diese Auszeichnung erhalten sollte, hoffe ich, dass es mir jemand mitteilt.
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