Dein Verstand überschattet alles!
- danah62
- 2. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
…das soll Mutter Schopenhauer einst in einem Brief an ihren Turi formuliert haben. Die Gute hat offenbar darunter gelitten, dass der Jungspund so leidenschaftlich mit seiner Klugheit um sich geballert hat, dass er alle Anwesenden entweder in Rage oder Scham versetzte. Er konnte es nicht lassen, das Geschwätz beim beschaulichen Vesperründeli mit seinen scharfsinnigen Äusserungen aufzumischen. Und der Gedanke daran, das Teeli wohl bald einsam und verlassen schlürfen zu müssen, war Frau Schopenhauer so zuwider, dass sie es bevorzugt hätte, ihrem Liebling ein Schweigegelübde abzuringen – bevor sie ihm eins auf den Schoppen haut (kleiner Kalauer am Rande).
Möglicherweise hat sich Schopi die Mechanismen gut überlegt. Jedenfalls hat er sich später intensiv mit menschlicher Dummheit und Feigheit und ihren Gegenteilen auseinandergesetzt. Es muss ihm bald klar gewesen sein, dass es für den klugen Menschen kein Problem darstellt, sich dumm zu stellen – umgekehrt dürfte der Bluff von kurzer Dauer sein. Wir Menschen lieben halt das Geschwätz. Nimmt man es uns weg, bleibt nur die Realität übrig und die ist häufig doof.
À propos doof: Heute habe ich gehört, dass im originellen Nordbarland darüber nachgedacht wird, eine Wohnflächen-Steuer zu schaffen. So können Leute, die sich um ein geräumiges Eigenheim bemühen, zu einer zusätzlichen Anstrengung motiviert werden.
So eine Steuer ist doch eine geile Sache: Man kann damit alles Mögliche regulieren. Deshalb schlage ich im Gegenzug eine Krawattensteuer vor, um die Sache etwas auszugleichen. Vielleicht sollte ich meine Idee einem Experten unterjubeln, der sie auch gerne als die seinige anpreisen dürfte. Nun, unter Umständen wäre sein Expertentum sogleich beendet und beelendet. Was wäre, wenn ich sämtliche Sachkundigen auf diese Weise wegrationalisieren, eben zu Ex-Perlen machen würde, weil ich die Lobbyarbeit übernähme? Was bliebe dann übrig? Die Realität. Wir müssten fortan damit klarkommen, dass wir eventuell sogar den Weltuntergang verpassen, während wir unbekümmert unsere Hemden bügeln, Brote backen und den Kindern und solchen, die etwas Nachhilfe benötigen Manieren beibringen.

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