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Ist die Ausnahme ein Zustand?

  • Autorenbild: danah62
    danah62
  • 1. März
  • 2 Min. Lesezeit

"Hinterfrage alles!", steht da in grossen Blockschriftlettern an einer Hauswand. Aber warum denn…?

Der Imperativ hat beim Auftreffen auf meine Ohrmuschel normalerweise die Wirkung von Bauschaum: Das Gehör pfropft augenblicklich zu. Aber hier kann ich eine Ausnahme machen. Das tue ich bloss, um menschlich zu wirken. Unregelmässigkeiten sind eine gute Gelegenheit, die humanoide Echtheit auszuweisen.

Die Liebe, zum Beispiel, ist höchst geeignet, um sich als nichtkünstlicher Intelligenzapparat zu legitimieren und Siri verblassen zu lassen. Wenn diese nämlich in Überforderung schweigt, um die möglichen Zukunftsvarianten und ihre Konsequenzen auszurechnen, können wir uns erst einmal unter Gefühlswucherung die Konfektion vom Leib reissen oder alternativ – im Verschmähungsfall – toben, den schuldfreien Hund anschnauzen oder die Innereien mit Eiscreme befüllen. Beide Zustände lassen sich auch gut kombinieren: In einem ersten Schritt das Schlafzimmer mit Kuschelkissen auspolstern und eine Episodenlänge später einen Schmollrekordversuch starten oder gar das Ersparte beim Juristen investieren. Lobbyieren ist auch beliebt – besonders bei gemeinsamen Nachkommen!


Liebe ist eine Geisteskrankheit, das soll Platon schon erzählt haben. Ich neige zur Vermutung, dass es sich auch bei der Musik um eine Erkrankung der neuronalen Kanalisationsröhren handelt. Allerdings empfinde ich sie als weitestgehend zufriedenstiftend. Zumindest ist es mir in meiner ganzen schlangenförmigen Lebensläufigkeit bisher nicht gelungen, eine frisch aktivierte Turbowut bis nach dem Konzert aufrechtzuerhalten. Höchstens eine leichte, gepflegte Grummeligkeit blieb übrig – oder eine diskrete, vertrauliche Traurigkeit. Die kann ich gut überall und ewig mitnehmen. Sie verhält sich still bei mir im Hosensack, randaliert nicht und gestattet erst recht niemandem, daraus sein Geschäftsmodell zu unterhalten.

Auch das hebt mich von Siri und anderem Maschinengezücht ab: Die wissen bestimmt nicht, was ein Geheimnis ist. Ich schon. Allein dieser Gedanke ist eine Genugtuung (Danah lächelt schadenfreudig). Ach, wie gut, dass niemand weiss, dass ich auf Siri… trinke!


Ach ja, die Beantwortung der Ausgangsfrage ist noch ausstehend und bleibt es wohl auch. Ausnahme ist Tohuwabohu und für Chaos bin ich nicht zuständig. Ich bin schliesslich ein gebürtiger, ordentlicher Steinbock und seckle geräuschlos die Höger hoch und runter. Ausser, wenn ich menschlich bin. Aber dann ziehe ich es vor, den Zuständen singend die Hüte vom Schädel zu fegen.

 
 
 

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