Mutter Methusalems Liste
- danah62
- 15. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Seit kurzem bin ich die älteste Generation. Meine Eltern haben das irdische Laientheater verlassen und was ich zu fragen vergessen habe, ist perdu. Deswegen will ich mich sorgfältig in meinen neuen Status als Dienstälteste einarbeiten und meine Synapsen nach Altersweisheiten durchleuchten. Ich gestehe, liebe Zuleserschaft, dass in meinem mentalen Kabuff zahlreiche Kalbereien gebunkert werden. Deswegen habe ich befürchtet, in Ermangelung des benötigten Rüstzeugs kapitulieren und den Klugscheisserposten gleich an meinen Stammeshalter übergeben zu müssen.
Zuerst versuchte ich es mit einer Gedankenleserin, aber die hat die Nerven verloren. Dann begab ich mich mit einem Googleschreiber in den geistigen Estrich… Schon als Kind hatte ich ein grosses Interesse am hauseigenen Oberstübchen. Dort stiess ich auf die rätselhaftesten Gegenstände, welche meine Aufmerksamkeit erforderten. Ich hielt sie in die Luft, um blauäugig einen 360°-Scan anzufertigen, welcher sogleich mit meiner kunstfreien Intelligenz interagierte und eine Geschichte darum herumbaute. Bedauerlicherweise war meine Hardware an keinen Drucker angeschlossen, sonst hätte ich ein Album erstellen können. So blieb nichts anderes übrig, als es in der körpereigenen Cloud abzulegen. Es gab damals noch keine Möglichkeit, die Informationen auf der geräumigen Festplatte von Fremden zu deponieren, welche sie aus reiner Nächstenliebe beherbergen und hüten.
Item.
Ich bin fündig geworden und auf Ein- und Ansichten gestossen, welche mir in Einzelfällen dabei behilflich waren, schadlos durch das bisherige Leben zu wandeln. Nun habe ich angefangen, eine Liste zu erstellen. Sie ist rein satirischer Natur (da ich, wie gesagt, lauter Chabiszeug im Hirn herumschleipfe) und unvollständig:
- Jede Sache hat drei Seiten – eine positive, eine negative und eine komische. Jede ist zugunsten von Analyse und Amüsement herauszudestillieren.
- Plustert sich jemand unangenehm auf, dann hilft es, ihn sich nackt vorzustellen.
- Vertrauen ist etwas für Unerfahrene.
- Das Leben schickt mir zweierlei Menschen: Freunde und Lehrer. Wer mir auf die Eier geht, bildet mich weiter.
- Der Kluge kann sich dumm stellen – umgekehrt ist es schwieriger.
- Dummheit ist gefährlicher als Bosheit, denn sie führt das Böse aus.
- Man sollte sich mit keinem verabreden, der mit Lg unterschreibt. Es ist damit zu rechnen, dass er auch zu faul ist, "gute Nacht" zu sagen.
- Zwischen Musik- und Liebemachen existiert kein Unterschied.
- Wer Zeitungen liest, weiss nur, was dort geschrieben steht.
- Wer seine Augen nicht zum Sehen gebrauchen will, wird sie zum Weinen brauchen müssen.
- Ich gehe über die Brücke, wenn ich dort bin.
- Alle 11 Minuten verlieben sich 3 Wissenschaftler und 5 Journalisten in Regierungsgeld.
- Man braucht den gleichen Fehler nicht mehrmals zu machen (die Auswahl ist gross genug).
- Wer in den falschen Zug eingestiegen ist, sollte an der nächsten Haltestelle aussteigen.
- Angst ist die gefährlichste Seuche. Sie tötet den Verstand.
Das sind die Findlinge, die mir beim ersten Ausmisten der Gerümpelkammer in die Finger geraten sind. Bei "Rares gegen Bares" würden sie nichts in die Bordkasse spülen. Aber ernsthaft, mein Tafelsilber werde ich hier eh nicht präsentieren und der Gesamtmenschheit zur Verfügung stellen. Ich eröffne schliesslich auch keinen Krawattenladen in der Eigernordwand.
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